22. April 2012

Kurzgeschichte: Liebe findet man nicht, Liebe passiert.



Er war immer für mich da. Er war mein bester Freund und zur gleichen Zeit meine große Liebe. Anfangs wusste er es nicht, doch am Valentinstag hatte er mir gestanden, dass es bei ihm genauso war. Alkohol war dabei im Spiel und ich war unsicher, wie weit ich ihm glauben, vertrauen konnte. Zu oft wurde ich enttäuscht, gekränkt, verletzt. Das wollte ich nicht mehr, doch er versprach mir, dass es anders werden würde. Er wäre anders. Natürlich, ich wusste, dass es so war und dennoch hatte ich Zweifel.

Nach einem Gespräch, das nie zu enden schien, waren wir zusammen. Ich wollte es versuchen. Ein weiteres Mal. Doch er wohnte weit weg, ich würde ihn so schnell nicht wiedersehen. Der Abschied fiel schwer, ich wusste nicht, wie es weitergehen würde. Wir wollten das Beste daraus machen.

Wenige Wochen vergingen, meine Lehrer drehten durch und ließen einen Test, eine Arbeit nach der anderen steigen – natürlich ganz zu unserer Freude. Jeden Tag lernte ich, war kaum erreichbar. Mein Handy war meist auf lautlos, mein Laptop ausgeschalten. Dann fing er an – der Streit. Er glaubte, ich wollte nicht mit ihm reden, ich würde ihn nicht mehr lieben. Unterstellungen, die ich mir irgendwann nicht länger bieten lassen wollte.

Eines Tages war ich genervt, vor allem wegen meinem Freund. Ich ging zur Abwechslung in Facebook online, da ich einige, wenige Minuten Zeit für mich hatte. Da schrieb mich ein anderer Junge an. Wir schrieben anfangs über belanglose Themen, dann fing er an, Geschichten zu erzählen. Über ein Eichhörnchen. In diesem Moment war ich glücklich, konnte lachen und vergaß alles um mich herum. Doch wer war dieser Junge?

Von diesem Augenblick an schrieben wir jeden Tag, ich kannte ihn nicht weiter und doch hatte ich ein merkwürdiges Gefühl im Bauch. So wie es hier war, kannte ich es nicht, deshalb ignorierte ich es.

Da waren wieder diese Unterstellungen von meinem Freund. Ich hatte genug! Lange Zeit hatte ich mir genau überlegt, ob ich Schluss machen wollen würde und jetzt war der Zeitpunkt gekommen. Wir beschlossen, dass wir Freunde bleiben würden. Fürs Erste.
Meine Laune war erneut an einem Tiefpunkt angekommen und plötzlich war wieder dieser Junge online. Er schrieb mich an, fragte, wie es mir ging. Ich antwortete etwas von wegen, schlechten Menschen gehe es immer gut. Er fragte nicht weiter nach – Gott sei Dank. Ich wusste nicht, wie er es schaffte, jedes Mal meine Laune zu heben, aber er hatte etwas Besonderes, Faszinierendes. Ich war wie verzaubert, in seinen Bann gezogen und wollte immer mehr über ihn herausfinden. Meine Neugier war unglaublich stark, jede freie Sekunde betrachtete ich sein Profil, versuchte es zu hypnotisieren.

Doch eines Tages warst du verschwunden. Aus meinem Leben. Für immer?

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18. April 2012

Geschichte: Und ich dachte #2


Immer wieder flüsterte er mir ins Ohr, dass er mich liebe, dass er mich nie verlieren möchte, dass ich sein Ein und Alles sei, dass er immer für mich da sein würde und noch viele andere schöne Dinge.
„Bella, was ist los? Dich bedrückt doch irgendetwas.“ Meine Mutter merkte immer, wenn mit mir etwas nicht stimmte. Ich antwortete ihr, dass alles in Ordnung wäre, ich hätte nur Kopfschmerzen. Bedrückt sah ich auf den Boden, einerseits wegen Tim, aber andererseits wegen meiner Mutter. Ich mochte es noch nie, sie anzulügen. „Nun gut. Wenn du nicht mit mir reden möchtest“, sie seufzte auf, „Ich muss jetzt sowieso weg. Einkaufen.“ Mit diesen letzten Worten war sie verschwunden. Sie wirkte leicht eingeschnappt, was ich nicht wollte. Meine Mutter und ich hatten eigentlich ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Dennoch konnte ich mir in diesem Moment keine Gedanken um die Spinnereien meiner Mutter machen. Manchmal hatte sie Phasen, in denen sie sehr schnell überreagierte und genau dies war in meinen Augen gerade der Fall.
Langsamen Schrittes bewegte ich mich also in Richtung Badezimmer und richtete ich mich her. Ein bisschen Make-Up, Eyeliner, Wimperntusche und fertig. Danach kämmte ich meine Haare durch, verpasste ihnen eine angemessene Dosis Haarspray, damit meine widerspenstigen Zotteln auch hielten und ging zurück in mein Zimmer, um meine Handtasche zu holen. Ein kurzer Kontrollblick, ob auch wirklich alles, was wichtig war, immer noch in der hellblauen, großen Handtasche war: „Geldbeutel – check. iPod – check. Kopfhörer – check. Labello – check. Haustürschlüssel – check. Kippen – check. Feuerzeug – check.“ Kurzerhand warf ich mein Handy noch hinein, zog den Reißverschluss zu und ging zu meinem Kleiderschrank. Die Auswahl meiner Trainingsklamotten hielt sich sehr in Grenzen, deshalb hatte ich nie die Qual der Wahl und war dementsprechend schnell fertig. Ich zog ein einfaches schwarzes Tank-Top, eine kurze schwarz/pinke Hot Pants und meine schwarzen Schuhe an, warf mir meine Lederjacke über und verließ das Haus.
Ich spazierte geradewegs zur Bushaltestelle, setzte mich auf die kleine Bank, nahm meine Kopfhörer heraus und hörte ein wenig Musik. Musik war meine große Liebe, ich könnte nicht ohne leben. Es gibt so viele Songs, die genau das erzählen, was in meinem Kopf vor sich geht, was ich nicht wage, auszusprechen.
Am Himmel waren einige Wolken, die gerade die Sonne verdeckten. So war es herrlich angenehm und ich schloss für einen kurzen Moment meine Augen, genoss die Wärme und die Stille. Nur die Musik, die durch meine Kopfhörer dröhnte, gelang in meine kleine Welt, in der ich mich gerade befand. Irgendwann öffnete ich meine Augen wieder, sah auf mein Handy und stellte fest, dass der Bus in wenigen Minuten hier auftauchen müsste.
Ich lehnte mich zurück, blickte nach oben in den Himmel und dachte an Sergio, meinen Ex-Freund. Obwohl … war er wirklich mein Ex? Ich hoffte inständig, dass er die SMS verstand, die ich ihm geschickt hatte. Eigentlich sollte ich mich doch klar genug ausgedrückt haben, doch manchmal konnte man sich bei Sergio nicht wirklich sicher sein.
Der Bus kam endlich an, riss mich aus meinen Gedanken und ich stieg ein. Der Busfahrer kannte mich bereits, da ich öfters um diese Zeit mit diesem Bus fuhr und so ließ er mich einfach nach hinten gehen ohne meine Karte richtig zu begutachten. Manchmal hatten wir einen Busfahrer, der jeden einzelnen Buchstaben, jede einzelne Zahl zu hypnotisieren versuchte. So schien es mir jedenfalls immer wieder. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ er dich dann schon durch, es dauerte nur seine Zeit. Er war auch nicht mehr der Jüngste.
Der Bus war fast leer wie meistens, daher ging ich nach hinten und setzte mich auf einen Platz in der Nähe der Tür. Ich würde nur drei Stationen im Bus bleiben, dann musste ich zu Fuß noch etwa zehn Minuten laufen, was kein Problem war bei einem so schönen Wetter.
An der ersten Station stieg wie immer niemand aus. Auf den Straßen waren einige Leute, Eltern mit ihren Kindern, Jugendliche, einige ältere Ehepaare. Sowas wünschte ich mir auch. Eine Familie gründen, vielleicht zwei Kinder haben, zusammen alt werden und an sonnigen Tagen wie diesem Hand in Hand durch die Straßen schlendern.
Plötzlich klingelte mein Handy. Wer konnte das nur sein? Sandra wusste doch, dass ich gleich zum Training musste und meine Mutter ebenso.
Ich sah auf das Display – Sergio. Oh nein! Was wollte er denn? Ich hatte absolut keine Nerven für ihn übrig und wollte mich auf das heutige Training konzentrieren. Die letzte Zeit war ich immer so abwesend gewesen, dass es sogar meiner Trainerin, Frau Müller, aufgefallen war. Letztens hatte sie mich gefragt, was mit mir los sei. Was hätte ich ihr schon sagen sollen? Die Wahrheit würde sie doch nicht verstehen. Frau Müller ist eine ältere Frau, Profi-Volleyball-Spielerin, verwitwet. Ihr Mann war vor einigen Jahren bei einem Auto-Unfall ums Leben gekommen. Seitdem trauerte sie, hatte sich nicht mehr verliebt. Manche Mädchen im Team behaupteten, dass er Frau Müllers erster Freund, so wie ihre erste große Liebe gewesen sei. „Muss wunderschön sein, wenn man auf Anhieb solch ein Glück hat“, dachte ich, drückte auf den roten Knopf des Handys, schaltete es aus und warf es in die Tasche. Ich wollte nichts hören, nichts sehen und erst recht nichts mehr fühlen. Warum musste die Liebe nur so kompliziert sein?
An der zweiten Bushaltestelle stieg ein älterer Mann aus. Ich kannte ihn nicht, aber er grüßte mich jedes Mal, wenn er mich sah. Nett war er, dachte ich, aber manchmal machte es mir dennoch ein wenig Angst, wenn man bedachte, dass dieser Mann ein Fremder war und mich dennoch jedes Mal anlächelte und grüßte. So freundlich war ich noch nie gewesen, dass ich wildfremde Menschen gegrüßt hätte. Ich musste mich schon jeden Tag in aller Herrgotts Früh in der Schule überwinden, um den an mir vorbeilaufenden Professoren einen guten Morgen zu wünschen. Sie beschweren sich andauernd, dass wir doch so unhöflich seien und nicht einmal ein „Guten Morgen“ herausbringen würden, dabei war das gar nicht so. Meistens, wenn ich das tat, starrten sie mich nur blöd an. Mehr nicht. Ein Blick. Und nun? Ach, aber man sollte nicht vergessen, dass Professoren immer Recht haben und allwissend sind! Sie sind die besten Menschen der Welt und ja, sie dürfen auch manchmal etwas vergessen, aber wir Schüler doch nicht.

[Fortsetzung folgt]
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13. April 2012

Lass mich frei...


Du gehst mir nicht aus dem Kopf.
Verschwinde von dort!
Lass mich in Ruhe!
Bitte!
Ich kann keinen klaren Gedanken fassen,
bin in einer anderen Welt gefangen.
Lass mich frei, bitte.

Ich weiß, dass es bei dir nicht so ist.
So wie du sie ansiehst.
So wie du lächelst, wenn du von ihr sprichst.
Es ist unverkennbar!

Wieso kannst du nicht mich lieben?
Ich würde mich ändern. Nur für dich!
Gib mir doch bitte eine Chance. 



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12. April 2012

Geschichte: Und ich dachte #1



Und ich dachte, du wärst immer für mich da.
Und ich dachte, du würdest mich nie belügen.
Und ich dachte, du würdest dein Versprechen halten.
Und ich dachte, du hältst mich auf Ewig fest.
Und ich dachte, …
Ich dachte zu viel.
Ich habe dir zu sehr vertraut.
Du hast mein Vertrauen missbraucht.

Somit drückte ich auf „Senden“. Dies sollte die letzte SMS sein, die ich an ihn geschickt habe. Ich wollte endlich abschließen, dieses Kapitel der Trauer hinter mir lassen. Ihn hinter mir lassen. So viele Nächte habe ich an ihn gedacht. So viele Tränen habe ich wegen ihm vergossen. So viel habe ich für ihn auf mich genommen. Was hat er getan? Gar nichts.
Wie konnte ich nur so naiv sein? Wie kann man nur so blind vor Liebe sein, das Leben durch eine rosarote Brille sehen?

Plötzlich hörte ich etwas vibrieren. Mein Handy läutete. Ich verwarf meine Gedanken und begab mich auf die Suche nach einem meiner wichtigsten Gegenstände. „Mom, hast du mein Handy gesehen?“, brüllte ich nach draußen.
„Nein, Liebling, aber vielleicht liegt es in deinem Nachtkästchen!“, schrie sie mir aus dem Wohnzimmer zurück. Meine Mutter war wie jeden Samstagvormittag beim Bügeln. Nach dieser kurzen Antwort (ja, für die Verhältnisse meiner Mutter war dies kurz) wusste ich auch gleich wieder, wo mein Handy sein könnte.
Ich krabbelte auf dem Boden zu meinem Nachtkästchen und machte die erste Schublade auf. Nichts. Ich schloss sie wieder und machte die nächste auf. Wieder nichts. In Gedanken ging ich durch, wie ich den gestrigen Abend verbracht hatte.
Als ich nach Hause kam, habe ich meine Tasche und meine Jacke in eine Ecke geworfen und war nach oben gelaufen. Er hatte mich erneut sitzenlassen. Wieder hatte ich Stunden auf ihn gewartet. Umsonst. Ich kam in meinem Zimmer an und schmiss mich sofort auf mein Bett. Alleine sein. Das wollte ich nur noch. Nichts anderes mehr. Ich verbarg mein Gesicht in meinem Kopfkissen und heulte weiter. Niemand war zu Hause, dadurch konnte mich auch niemand hören. Ich war wieder an einem Tiefpunkt angelangt, an dem ich mir sagte, es reicht. Es reicht. Ich würde einen Schlussstrich ziehen. Endlich. Nach 3 Jahren.
Ich setzte mich auf, nahm mein Handy zur Hand und begann, diesen Text zu schreiben, den ich mir überlegt habe. Bevor ich auf „Senden“ drückte, dachte ich nochmals nach. War dies wirklich eine gute Entscheidung? Wie sehr würde diese eine SMS mein Leben verändern? Ich würde damit abschließen. Nie wieder zu ihm gehen, ihn umarmen und ihm sagen, dass ich ihn liebe. Ich würde nie wieder mit ihm in meinem Zimmer auf meinem Bett liegen und eine DVD gucken. Ich würde nie wieder in seinen Armen einschlafen. Allerdings würden auch die schlechten Seiten ein Ende nehmen. Nie wieder müsste ich mich mit ihm wegen Kleinigkeiten streiten. Nie wieder würde er mich grob behandeln. Nie wieder würde er mich schlagen. Das war für mich Grund genug, die SMS abzuschicken. Das war ‘s. Es war vorbei.Danach legte ich mein Handy auf das kleine Nachtkästchen neben meinem Bett. Die kleine Katze Kitty sprang hoch und warf sich auf meinen Schoß. Sie schnurrte glücklich und zufrieden und ich konnte nicht anders und musste sie umarmen. Den Tränen nahe verharrten ich einige lange Minuten in dieser Position. Manchmal kam es mir so vor, als versteht mich Kitty sehr gut. Sie kommt immer dann besonders angekrochen, wenn es mir schlecht ging. Ich drückte sie an mich und ließ sie erst wieder los, sobald es mir wieder einigermaßen besser ging. Ja, ich war wirklich froh, dass ich eine solch wundervolle Katze habe. Vor allem in Situationen wie dieser.
Als ich eingeschlafen war, legte sich Kitty ans Fußende des Bettes. Sie schmiegte sich an meine wollige, feine Decke.
In der Früh wurde ich von den zwitschernden Vögeln geweckt.
Dies war mein Ablauf gestern Abend. Aber wo ist nun mein Handy? Rein theoretisch müsste es auf dem Nachtkästchen sein, aber da war es nicht. Kitty kam wieder in mein Zimmer und krabbelte unter mein Bett. Sie mochte es gerne, sich zu verstecken. Ich suchte weiter, obwohl mein Handy inzwischen aufgehört hatte, zu vibrieren. „Vielleicht hat ‘s die Katze hinuntergeworfen, hast du schon einmal daran gedacht?“ Meine Mutter stand in der Tür und beobachtete das Geschehen mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Ich krabbelte über meinen lila Teppich zu meinem Nachtkästchen zurück, welches am anderen Ende des Zimmers stand. Dort angekommen schob ich das kleine Möbelstück ein paar Zentimeter vor und was habe ich dahinter erblickt? Mein Handy! Obwohl ich ein ziemlich altes Handy hatte, ist es mir ans Herz gewachsen. Ich hob es auf und sah auf den Bildschirm. Meine beste Freundin Sandra hatte angerufen. Hat sie es etwa schon gehört, dass ich mit meinem Freund Schluss gemacht habe? Gestern war ich einfach zu müde und zu traurig, um sie noch anzurufen. Nach kurzem Zögern rief ich sie auch zurück. Sandra ging sofort ans Handy ran. Wie immer.
„Sag mal… Bist du noch zu retten?!“, brüllte sie fast ins Handy.
„Au, mein Ohr. Schrei doch nicht so. Ich bin gerade erst aufgestanden und noch ziemlich verschlafen“, beklagte ich mich, was sie aber überhaupt nicht beeindruckte, da es ihr egal war. „Bella, wir müssen reden! Nach dem Volleyballtraining komm ich zu dir. Ist das in Ordnung? Dann können wir auch gleich für die Mathe-Arbeit lernen.“ Sie entschied immer alles sehr kurzfristig und wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte man sie davon auch nicht mehr abbringen. Ich murmelte nur noch etwas vor mich hin, dass ich jetzt frühstücken gehe. Mit diesen letzten Worten legte ich auf, schmiss mein Handy auf das Kopfkissen auf meinem Bett und verließ das kleine Zimmer. Langsam ging ich durch den Flur.
Links von mir konnte man in verschiedene Zimmer gehen und rechts hingen Bilder. Bilder von meiner Familie. Bilder von Pflanzen. Bilder von Tieren. Bilder von meinem verstorbenen Bruder…Wie jedes Mal beachtete ich die Bilder nicht wirklich. In Gedanken verloren schlenderte ich durch das Wohnzimmer, nachdem ich den Flur durchquert hatte. Ich dachte es wäre Schluss. Ich dachte, ich würde nicht mehr an ihn denken müssen, aber da hab ich mich wohl getäuscht. Er war mein erster richtiger Freund. Ja, er war es. Ich blickte aus dem Fenster. Draußen regnete es. „Na prima“, sagte ich lautlos. Das Wetter passte zu meiner Stimmung. Ich dachte an die schönen Zeiten mit Tim. Als wir zusammen am Ofen saßen. Wir froren beide und Tim legte seine Arme um mich und küsste mich auf die Wange. Als wir an wunderschönen Sommerabenden bei ihm im Garten saßen und hoch zu den Sternen sahen. 

[Fortsetzung folgt!] 


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Es wirkt so fern...


Es wirkt alles so fern,
nicht real, als wäre es taub gemacht.
Wann wache ich auf?
Wann befreit man mich?

Ich versuche meinen Weg zu finden,
den Weg zu gehen,
den Weg nicht mehr zu verlieren,
doch es geht nicht.

Es wirkt alles so fern,
nicht real, als wäre es taub gemacht.

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10. April 2012

Dieser Ort...


Ich hoffe, dass es irgendwo diesen Ort gibt.
Einen Ort, an dem ich mich sicher fühlen kann.
Einem Ort, an dem mir nichts Schlimmes widerfahren wird.
Einen Ort, wo ich so sein kann, wie ich wirklich bin.
Doch wann werde ich ihn finden?
Ich muss hier raus.
Ich will nicht mehr warten.
Ich kann nicht mehr.
Von Tag zu Tag schwinden meine Kräfte immer mehr.
Hilf mir, diesen Ort zu finden.
Bitte hilf mir!



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9. April 2012

Kurzgeschichte 2: Mein Leben? - Der schlimmste Horrorfilm!




Dunkelheit umgab mich, trotzdem fühlte ich mich sicher. Ich war alleine, saß auf dieser Brücke und lauschte dem Rauschen des Wassers tief unter mir. Meine Beine hingen nach unten, ich hatte keine Angst. Zumindest nicht vor der Dunkelheit oder der Höhe.
Man konnte die Hand vor Augen nicht sehen, was mich irgendwie beruhigte. So konnte man mir den Anblick schlimmer Dinge ersparen.
Plötzlich hörte ich sie meinen Namen rufen. Sie suchten nach mir. Warum? Warum konnten sie mich nicht einfach in Ruhe lassen? Sie würden mich zurückbringen, zurück in die Anstalt. Nein, ich bin nicht krank, ich bin nicht gestört. Was sollte ich nur tun? Was konnte ich tun? Ich wollte doch nur ein normales Leben führen. War das denn zu viel verlangt?
Mein Vater hatte mein Leben verändert. Nicht zum Positiven. Ich habe ihn geliebt, ihm vertraut. Meine Familie war der einzige Halt in meinem Leben, nachdem meine beste Freundin bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Ein junges Mädchen, das einfach so aus ihrem Umfeld gerissen wurde. Ihre Eltern sind – genauso wie sie – noch an der Unfallstelle gestorben. Jegliche Hilfe kam zu spät.
Für mich brach eine Welt zusammen, als ich die Botschaft übermittelt bekam. Ich konnte meine beste Freundin diesen Tag nicht erreichen, hatte mir Sorgen gemacht, die – wie sich im Nachhinein herausstellte – sehr berechtigt waren. Am nächsten Tag in der Schule verkündete unsere Klassenlehrerin, dass Sarah nicht mehr unter uns weilte. Im ersten Moment hatte ich es nicht realisiert, was sie da sagte. Es klang so unwirklich. Ich dachte, sie würde jeden Augenblick durch die Tür hereinspazieren und uns auslachen, weil wir unserer Lehrerin geglaubt hatten. Aber so war es nicht.
Jan und ich verbrachten nach dem Unglück viel Zeit miteinander. Er wollte mir helfen, mich ablenken, was ihm anfangs gelang. Wer Jan war? Ein guter Freund für Sarah, ein Bekannter für mich. Ich hatte zuvor nicht sonderlich viel mit ihm zu tun. Nach mehreren sinnlosen Diskussionen rund um positive Dinge, viel Gelächter und tiefsinnigen Gesprächen verliebte ich mich in ihn. Er meinte irgendwann, er würde dasselbe für mich empfinden, doch das war eine Lüge. Eines Tages rief Jan mich an, besser gesagt, sein Handy hatte sich selbständig gemacht. Er hatte es nicht mitbekommen, ich lauschte einen Moment und bemerkte, dass er sich mit seinen Kollegen unterhielt. Über mich. Sie lachten, feierten ihn, sagten, dass nur noch ein kleiner Schritt fehlen würde, dann hätte er die Wette gewonnen. Wette. Ich war für ihn also nur eine Wette?
Er war der Grund, warum ich noch leben wollte, warum ich mich auf dieser Welt halten konnte. Und jetzt? Dieses Leben war nicht fair! Aber ich konnte nicht aufgeben, nicht verschwinden. Meine Familie brauchte mich, ich brauchte sie. Sie würden für mich da sein, hoffte ich zumindest. Also ging ich ins Wohnzimmer und was ich dort sah, brandmarkte mein Leben. Mein Vater stand dort mit einem Messer in der Hand. Es lag überall Blut. Blut. So viel Blut. Meine Mutter auf dem Boden.
Mein Herz blieb für einen Augenblick stehen, meine Beine wollten sich nicht bewegen und da erblickte mich mein Vater. Er drehte sich um, kam auf mich zu. Wollte er mir etwas antun? So wie meiner Mutter? Plötzlich konnte ich mich aus der Starre befreien, lief die Treppe hinunter und verließ das Haus. Hinter mir hörte ich Schritte, die Schritte meines Vaters. Er war mir dicht auf den Fersen, doch ich blieb nicht stehen, drehte mich nicht um. Ich lief, so lange bis ich nicht mehr konnte, bis mich meine Beine nicht mehr tragen wollten. Mein Handy, meine Geltasche, alles hatte ich zuhause liegen lassen, also klopfte ich an einem Haus und eine freundliche Frau öffnete die Tür. Sie ließ mich ins Haus, ich konnte die Polizei anrufen und diese nahmen meinen Vater fest. Und was war mit mir? Mich steckten sie in eine Anstalt.
Ich saß immer noch auf dieser Brücke in der Dunkelheit, hörte sie nach mir rufen. Noch waren sie entfernt von mir. Wie weit, wusste ich nicht. Weit genug. Ich hatte keine Lust mehr, keine Kraft mehr. Alles, was ich tue, erscheint so sinnlos. Niemand war mehr auf dieser Welt, dem ich vertrauen konnte.
„Mama, Sarah, ich komme zu euch“, flüsterte ich und sprang.

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